Motorrad Weltreise Südamerika - Venezuela & Brasilien mit einheimischen 125ccm
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Nach rund eintausend Kilometern auf perfekt neuem Asphalt, erreichte ich die 2.2 millionen Einwohner grosse, steuerlich begünstigte Industriestadt Manaus. Hier vereinen sich die Flüsse Rio Negro und Rio Solimões zum wasserreichsten Fluss der Welt: dem Amazonas. In Manaus wurde mein Motorrad gebaut. Honda hat in Manaus ein grosses Werk, in dem angeblich alle 15 Sekunden ein Motorrad produziert wird.
In Manaus kommt, wie in meisten brasilianischen Städten, der elekrtischer Strom mit nur 110 Volt aus der Steckdose. Dafür passt der europäische Stecker wieder.
Ich hielt an der örtlichen Mercedes Niederlassung, um das Internet zu nutzen und über Couchsurfing.org eine Möglichkeit zum Übernachten zu finden.
Dabei lernte ich Luiz Lauschner kennen. Luiz sprach deutsch, macht Katering Service und betreibt in Manaus das leckere deutsche Restaurant "Kasa do Alemóu" GPS 3° 5'42.51"S 60° 3'4.95"W.
Spontan lud er mich ein, ihm zu folgen und bei ihm zu übernachten. Obrigado. Später stellte sich heraus, dass ich bei einer recht bekannten Familie gelandet bin.
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Louiz war ausserdem ein bekannter Zeitungkolumnen schreiber und Buchautor und seine Frau eine bekannte Fernsehmoderatorin.
Dass alles schien an zu stecken. Als ich mal wieder die Gelegenheit nutzte um online zu gehen,
fand ich in meinem Postfach die Einladung zu einem Interview beim deutschen Radiosender RPR1 :)
Von meinem Ex Reisepartner bekam ich die Nachricht, er müsse weiter auf neue Kolbenringe für seine Kawasaki KLR 650 warten
und Pablo, auf dessen Name mein Motorrad läuft, fing plötzlich an, aus unverständlichen Gründen um Geld zu betteln. Wie schön war doch die Safari in der Abgeschiedenheit tief im Dschungel des tropischen Amazonas Regenwaldes. Leider wird diese Lunge der Natur zunehmend durch Brandrodung zerstört siehe 3Sat Nano vom 3. Dezember 2015 oder von Goldwäschern vergiftet sind 3Sat Nano vom 29.11.2018. Auch wird immer mehr Regenwaldholz zu billiger Grillkohle für Europa siehe ZDF Frontal21 vom 22.08.2017.
In den nächsten Tagen heilte mein geschwollenes Auge wieder ab und ich konnte mich auf den weiteren Verlauf meiner Motorradtour vorbereiten.
Am Hafen in Manaus verhandelte ich mit verschiedenen Männern die auf der Strasse Fährtickets verkauften um den Preis. Zunächst begannen die Angebot bei 500 Reais.
Zum Glück hatte ich jedoch bereits in den Tourberichten anderer Leute gelesen, dass die ca. 1000 Meilen und ca. 5 Tage dauernde
Fahrt von Manaus nach Belem pro Person 150 Reais kostet. Für 125 ccm Motorräder wird etwas weniger berechnet.
Ich lachte die Händler aus und schrieb auf einen Zettel 200 Reais todo für mich und mein Motorrad.
Dieses Angebot wurde von allen Anbietern recht schnell akzeptiert. Anschliessend erklärte ich dass ich nur Dollars habe.
Nach einigem hin und her hätte ich bei fast allen Anbietern mein Ticket für 125 Dollar erwerben können.
Ich verzichtete jedoch erstmal darauf sondern notierte mir nur die Abfahrzeiten der verschiedenen Fähren, da ich noch nicht wusste, wann mein Reisepartner ankommen würde.
Für seine 650 ccm Kawasaki war das günstigste Angebot dass ich erhalten hatte, 200 Dollar.
Wenig später erhielt ich per Mail eine Absage von ihm, da er sich auf Grund von Nierensteinen operieren lassen musste.
Trotzdem gab es an diesem Tag grossen Anlass zur Freude. Louis bei dem ich immer noch wohnen durfte, hatte einem TV Fernsehsender ein Interview mit mir angeboten.
Der Fernsehsender Amazon Sat war interessiert und lud mich für den Nachmittag des 27.März 2012 um 15:00 Uhr als Gast in die life TV Sendung "Na Rua" (auf der Strasse).
Meine Aufregung legte sich schnell, als ich sah wie cool und humorvoll mich die Moderatorin in ihrer Sendung ankündigte.
Da ich kaum Portugiesisch verstand und sie sich nicht traute, ihre Fragen auf Englisch zu stellen, stand mir Luiz zur Seite.
Ich berichtete begeistert davon, wie freundlich die Menschen überall in Südamerika zu mir waren,
obwohl man in Europa auf Grund der angeblich so hohen Kriminalität viel Angst vor diesem Kontinent hat.
Diese Aussage kam offenbar so gut an, dass schon wenige Minuten nach Ende der life Sendung das Handy von meinem Manager Luiz klingelte.
Der Fernsehsender Amazonica TV wollte ebenfalls ein Interview mit mir buchen.
Luiz sagte zu und so fuhren wir direkt anschliessend zu einem weiteren Fernsehinterview.
Diese Sendung war nicht live. Man zeichnete einige Fahraufnahmen mit mir auf meiner kleinen Honda auf,
stellte mir die üblichen Fragen wie die, was mich zu dieser Rundreise veranlasst hat:
(Motorradtouren sind das Beste, dass man mit Geld machen kann. Die dabei erlangte Lebenserfahrung kann einem keine Wirtschaftskriese nehmen.)
und wie lange ich bereits unterwegs sei. Dann mussten wir wieder weiter.
Luiz hatte mit seiner Frau beschlossen, ein weiteres Interview mit mir und meinen Bildern so wie Untertiteln in ihre eigene Sendung auf zu nehmen.
Dafür wurden weitere Fahraufnahmen und eine Anmoderation von mir in gebrochenem Portugiesisch benötigt *lach*
Insgesamt hatte ich also viel Spass. Später erschien sogar ein Bericht über meine Motorradtour auf der G1 Internetseite des grossen Fernsehsenders Amazonica TV .
Obwohl das Wetter hier in Manaus sehr heiss war, warnte man mich davor, im Fluss zu schwimmen.
Hier gibt es wild lebende Krokodile und Piranjas, die einem tiefe Löcher ins Fleisch beissen können.
A propo Fluss: Da Manaus nur wenige Meter über Meereshöhe liegt, fliesst das Wasser hier mit 2 Kilometern pro Stunde entsprechend langsam.
So kommt es, dass sich die Dauer der Fährfahrten flussaufwärts nicht wesentlich von der Dauer flussabwärts unterscheidet.
Am Hafen erwarb ich für 125 Dollar bzw umgerechnet 200 Reais das Fährticket für mich und mein Motorrad zur 1000 Meilen bzw 5 Tage entfernten Stadt Belem. Alle zwei Tage legt hier eine Fähre ab.
Ich war unerbittlich. Geld gibt es erst, wenn mein Motorrad an Board der recht modernen Fähre San Marina II ist.
Auf diese Weise organisierte der Händler für mich die notwendigen Holzplanken und ich musste nicht mit den aufdringlichen Hafenarbeitern verhandeln.
Selbige versuchten trotzdem, mir für die wenige Sekunden dauernde Überquerung des Landestreges 15 Euro in Rechnung zu stellen. Man kanns bei Gringos ja mal versuchen.
An Board begrüsste ich den Kapitän mit einem freundlichen Lachen, erzählte ihm mit Händen und Füssen von meiner Motorradtour und hatte ihn vortan zum Freund.
Es war Nebensaison und gab reichlich Platz. Mein Motorrad wurde am Bug in Sichtweite der Brücke sicher verzurrt. Meinen Helm und die Jacke schloss ich mit einem Kabelschluss durch den Ärmel an.
Ich war erfreut, dass alles so unkompliziert verlaufen war. Positiv überraschte mich auch, dass es an Bord kostenlos gekühltes Trinkwasser für die Passagiere gab.
Für 5 Reais konnte man auf der Fähre eine grosse Schüssel Suppe und für 8 Reais Reis, Nudeln und ordentlich Fleisch erwerben.
Die Toiletten blieben die ganze Zeit über erstaunlich sauber. Nicht zuletzt weil die kleinen Räume gleichzeitig als Duschen dienten.
während im Bauch des Schiffes säckeweise Paranüsse, Kühlschränke und Fernseher verladen wurden, fingen die Passagiere in den beiden oberen Stockwerken an,
ihre bunten Hängematten, die man ab 10 Euro am Hafen erwerben konnte, auf zu hängen. Ich sicherte mir einen Platz und baute mein Zelt auf.
Nicht umsonst rate ich immer wieder Leuten, ein Zelt zu erwerben, dass auch ohne Heringe steht. Mit einigen Stunden Verspätung ging es schliesslich los. Die Zeit verging wie im Flug.
Ich lernte drei Mädels aus Portugal kennen, die mir abenteuerliche Geschichten über einen Autounfall erzählten den sie hatten,
und hörte von Touristenbussen, die an steilen Strassen an denen sie langsam fahren mussten von bewaffneten Clown angehalten und ausgeraubt wurden.
Schwer bewaffnet waren auch die Polizisten, die am zweiten Tag an Bord kamen und die Papiere und das Gepäck aller Passagiere an Bord durchsuchten.
während wir nach zwei Tagen einen Tag in Santarem am Hafen vor Anker lagen, um Kistenweise Ware ein und aus zu laden, legte ein deutsches Kreuzfahrtschiff an und spuckte eine Ladung übergewichtiger Rentner aus.
Viele von ihnen nur trugen nicht mal anstandshalber ein T-Shirt über ihrer hässlichen Wampe. In solchen Momenten schämt man sich seiner Landsleute und versucht so zu tun, als würde man ihr Gemäkel über die frischen Früchte, die fleissige Händler sofort herbei trugen, nicht verstehen.
Mit Kameras, die vermutlich mehr wert sind als viele Menschen hier in 10 Jahren verdienen, fotografierten sie im automatik Modus drauf los. Nun weiss ich, warum es hier immer wieder zu Überfällen kommt, doch mein Mitleid hält sich in Grenzen.
Ich wollte die Zeit nutzen und die Kette meines Motorrades wechseln. Dabei stellte ich fest, dass die Bohrungen des in Bolivien erworbenen Kettenrades falsch und die Kette zu lang war. Lediglich das Ritzel passte. Als ich frustriert wieder alles zusammen schrauben wollte, kam mir ein Brasilianer zur Hilfe. Er war Motorradmechaniker.
Flink hämmerte er mit einem Nagel den Stift eines Kettengliedes bis kurz vor ihr Ende heraus und kürzte so ohne Spezielwerkzeug die Kette auf die richtige Länge. Anschliessend nutzte er den gleichen Stift, um die Kette ohne Kettenschloss wieder zu vernieten. Perfekt.
Wir verbrachten auch später noch viel Zeit zusammen, buken in seiner Microwelle mit meinem Toastbrot und Dosenwürsten Hamburger und genossen das Leben.
Als ich mit Andreza ins Gespräch kam, wurde der Motorradmechaniker kurzerhand zum Pfarrer und verheiratete uns. Sie dürfen die Braut nun küssen :P
Hab ich bereits geschrieben, dass die Zeit wie im Flug verging? Immer wieder legte die Fähre an kleinen Häfen an
oder Passagiere wurden während der Fahrt von winzigen Booten die längsseits kamen abgeholt oder an Bord gebracht.
In Guropa verliess uns die hübscheste Frau, die ich auf dieser Motorradtour gesehen habe. Ab hier wurde der Fluss deutlich schmaler,
so dass man mehr von der atemberaubend schönen Landschaft des tropischen Amazonas Regenwaldes sehen konnte.
Ich war sehr überrascht zu sehen dass hier Menschen in kleinen Holzhäuschen auf Stelzen leben, obwohl es keine Strassen gibt und der Fluss die einzige Verbindung zur Aussenwelt ist.
Gerne hätte ich mehr darüber erfahren, wovon die Menschen hier leben und was sie den ganzen Tag über machen. Die Fähre fuhr jedoch unerbittlich weiter.
Immer wieder kamen wir an Kindern vorbei, die mit kleinen Kanus unterwegs waren oder auf die Wellen der Fähre warteten.
Einmal enterten Kinder sogar die laut meinem GPS 25 km/h schnell fahrende Fähre. Sie hatten bereits in der Flussmitte auf unsere Ankunft gewartet,
warfen einen Haken an die Reeling, hielten sich am Seil fest, beschleunigten dadurch ihr winziges Kanu so dass ich dachte es wird umkippen,
und zogen sich dann geschickt immer näher an die Fähre heran. Was ich zunächst für einen Bubenstreich gehalten hatte, war jedoch harte Arbeit.
An Board versuchten zwei kleine Jungs und ihre grosse Schwester, leckere tropische Früchte zu verkaufen, bevor sie uns wieder verliessen. Hut ab.
Gerne hätte ich mir ebenfalls ein Kanu oder kleines Motorboot gekauft, um den Amazonas etwas länger zu erkunden.
Einheimische rieten mir jedoch davon ab. Da sich der Fluss immer wieder verzweigt, besteht die akute Gefahr, sich zu verfahren.
Ausserdem gibts hier nicht nur Delphine sondern eben auch gefährlichere Tiere wie Piranjas, Krokodile, Kobras und andere Schlangen. Und Malaria.
Alles zusammen ist der tropische Amazonas Regenwald also keine Gegend, die man als ahnungsloser Gringo so ohne Planung und Kenntnisse bereisen kann.
So nahm ich die Einladung von Sahir dankbar an, vor dem Fortsetzen meiner Tour einige Tage in Belem bei seiner Familie verbringen zu dürfen.
Die Grossfamilie war sehr gastfreundlich zu mir, betrieb ein kleines Restaurant und versorgte mich vorzüglich.
Die ganze Familie führte mich durch die Stadt, fuhr mit mir zum Flughafen um meine Dollars für die 3000 km lange Fahrt nach Uberlandia zu wechseln.
Ich bevorzuge das Reisen mit Bargeld. Da weiss man was man hat und ist nicht auf möglicherweise manipulierte Bankautomaten angewiesen.
Dass Kreditkarten in Südamerika gerne kopiert werden, liesst man immer wieder. Den damit verbundenen Stress wollte ich mir jedoch nicht antun.
Dann zeigte man mir den Fischmarkt und den Hafen bei Nacht. Hier fand rund um die Uhr ein buchstäblich buntes Treiben statt. Raubkopierte Filme und Programme wurden angeboten,
Boote und LKW wurden entladen und nebenher wurde lautstark verhandelt. Die Händler die noch nicht all ihre Waren verkauft hatten, schliefen bei ihren Ständen.
Etwas verunsicherte mich jedoch die Tatsache, dass meine Freunde mir dazu riet, meine Kamera unauffällig in einer Tüte zu tragen und mich nicht von der Gruppe zu entfernen.
Einige Male wenn sich eine Gruppe Menschen um uns zu bilden schien hiess es plötzlich schnell weg hier oder ich durfte an einigen Orten nicht fotografieren.
Man hielt bei Nacht nicht mal an roten Ampeln an, aus Angst eine Waffe vorgehalten zu bekommen und ausgeraubt zu werden.
Wenn selbst Brasilianer so vorsichtig sind, muss ich auf meiner Brasilien Turnee wohl besonders vorsichtig sein.
Brasilien scheint nicht nur ein sehr grosses sondern auch ein wirklich schillerndes Land zu sein.
Auf der einen Seite gibt es riesige moderne Shopping Malls und unglaublich viele moderne Autos.
Auf der anderen Seite liegt überall Müll herum und die Strassen sind teilweise in sehr schlechtem Zustand. In den Schlaglöchern dümpelte stinkendes Wasser.
Ein Brutstätte für zahlreiche Mücken. Die Kommunikation mit meinen neuen Freunden gestaltete sich ziemlich schwer.
Zwar konnte man mich mit meinem gebrochenen Spanisch und meinen Handgesten recht gut verstehen,
es gelang mir jedoch nur selten, aus dem für meine Ohren extrem undeutlich klingenden portugiesischen Wortschwällen schlau zu werden.
Wenn ich etwas nicht verstand, redete man lauter als sei ich taub statt wie ich auf Gebärdensprache zu wechseln.
Als es schliesslich Zeit war meine Motorradtour fort zu setzen, fiel der Abschied mal wieder schwer. Man bereitete mir ein leckeres Lunch Paket und meinte ich solle bald wieder kommen.
Ich folgte einer wenig befahrenen Strasse durch schön grüne Landschaften vorbei an hübschen Lehmhüttchen nach Teresina.
Ich war überrascht. Nach alle dem was ich zuvor über Brasilien gehört hatte, hätte ich grosse Städte aber keine Lehmhäuschen erwartet.
Im Norden Brasiliens ist von Dezember bis Mai Regenzeit. Es schien meist die Sonne und war sehr warm. Dann zogen plötzlich dunkle Wolken auf.
Die heftigen, lokalen Regenschauer dauerten jedoch in der Regel nur wenige Minuten. Dann kam die Sonne wieder raus und trocknete mich. Weiter gehts auf der nächsten Seite.
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